Warum vegan?



Für die Frage „Warum vegan?“ wollte ich hier zuerst nur reine Fakten zusammenstellen. Die Informationen dafür sollten von Quellen stammen, die so objektiv wie möglich an das ganze Thema heran gehen.  Zahlen und Argumente, die für eine vegane Ernährung sprechen, findet man reichlich und schnell. Allerdings sind das natürlich hauptsächlich Seiten, die für den „Veganismus“ werben.

Leider ist es nicht so einfach, Stellungnahmen gegen den Konsum von Fleisch, Fisch und Milchprodukten von der nicht-veganen Seite – also der Fleischindustrie – zu finden.
Ich möchte mit meiner Darstellung hier niemanden bekehren, überzeugen oder groß missionieren. Ich stehe absolut hinter den Gründen vieler veganer Gesellschaften (wenn auch hier und da ein paar Zahlen etwas dramatischer ausfallen mögen, als an anderer Stelle ;-) ) und finde deshalb natürlich auch eine vegane Ernährung ethisch, moralisch und für uns Menschen und die Umwelt am besten.
Allerdings bin ich der Meinung, dass jeder für sich selber entscheiden muss, welchen Weg er gehen möchte und was er mit sich vereinbaren kann und will. Ich finde es aber wichtig, sich mit dem Thema Ernährung und auch mit dem Fleischkonsum und seinen Folgen auseinander zu setzten und nicht in seiner Scheinwelt zu bleiben, die Augen verschließen und sich glückliche Kühe und quietschvergnügte Schweine auf grünen Wiesen auszumalen.
So als normaler Mensch wird man mit diesen Fakten und Zahlen nicht konfrontiert und so fand ich es damals sehr ernüchternd und v.a. erschreckend, was für eine riesen Kette und  Lobby hinter dem Konsum meines kleinen Schnitzels steckt.

Genau dafür sind unzählige Blogs, vegane Gesellschaften und auch meine folgende Darstellung da.

Das Thema Massentierhaltung ist mittlerweile nichts Geheimes mehr und immer mehr Menschen werden sich dessen bewusst. Unbewusst ist uns schon lange klar, was für ein "Leben" diese Tiere haben, die zu mehreren Tausend auf engstem Raum zusammen gepfercht, sich größtenteils nicht mal drehen können und dermaßen mit Wachstumsbeschleuniger und Fett ansetzendem Futter gemästet werden, dass sie viel zu schnell viel zu viel wachsen und an Gewicht zunehmen. Dies verursacht massive Gelenkprobleme und Schmerzen, weil der Körper mit dem unnatürlich schnellem Wachstum nicht zurecht kommt. Im Jahr 2011 wurde in Deutschland 17% Fleisch mehr produziert, als verbraucht wurde - d.h. rein für die Mülltonne. Hinzu kommen die Mengen an Fleisch, die tagtäglich weggeworfen werden oder im Supermarkt verderben. 

Kleine Ferkel werden unbetäubt kastriert. Es gibt eine Petition, die eine Betäubungspflicht für die Kastration für deutlich früher als - wie im neuen Tierschutzgesetz vorgesehen - erst 2019.
Auch werden Tiere in Massentierhaltung bewusst verstümmelt. Den Schweinen wird das Schwänzchen gekürzt, den Hühnern der Schnabel. Dies geschieht, weil die Tiere aufgrund der Enge und der nicht artgerechten Haltung gestörte Verhaltensmuster entwickeln und sich z.B. gegenseitig anfangen würden, die Schwänze anzuknabbern.

Milchkühe werden durchgehend künstlich besamt, um durch aneinander gereihte Schwangerschaften eine erhöhte Milchproduktion zu gewährleisten. Ferner werden sie mit speziellem, die Milchproduktion steigernden Futter gefüttert und sind in Bezug auf die Milchleistung so überzüchtet, dass es zu Euterentzündungen und Tumoren kommt. Damit die gesamte produzierte Milch einer Kuh auch verwendet und in Profit umgewandelt werden kann, werden die Kälbchen wenige Tage nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Die männlichen Kälber werden eine kurze Zeit lang gemästet und anschließend geschlachtet und als Kalbfleisch verkauft. Die weiblichen müssen ihren Müttern als Milchkuh folgen und werden somit immerhin ca. 5 Jahre älter, als ihre männlichen Geschwister. Ab einem Alter von ungefähr 5 Jahren, gibt eine Kuh von Natur aus deutlich weniger Milch und wird somit unrentabel. Sie wird nun ebenfalls ins Schlachthaus gefahren und muss ihren Platz für eine jüngere Milchkuh räumen. Und das, obwohl eine Kuh bis zu 20 Jahre alt werden kann!
Kühe bauen übrigens - wie Menschen - eine sehr enge Bindung zu ihren Kindern auf. Wird der Kuh das Kalb weggenommen, so kann man beide lange Zeit vor Trennungsschmerz schreien hören.


Den Eier legenden Hühnern geht es  ähnlich wie den Milchkühen. Sie legen nicht ihr ganzes Leben lang Eier, sondern nur die ersten 4-5 Jahre. Danach kommen sie, wie ihre gemästeten Verwandten, ins Schlachthaus und werden u.a. zu Suppenhühner verarbeitet. Am schlimmsten sind hier allerdings die männlichen Gockel betroffen. Diese setzen weder genug Fett an, um rentabel als Fleischprodukt gehalten und verkauft zu werden, noch legen sie Eier. Männliche Küken werden unmittelbar nach ihrer Geburt vergast oder gehäckselt (allein in Deutschland ca. 60 Millionen pro Jahr).
Ganz vereinzelt gibt es Höfe, die Eier mit sogenanntemdoppelten Lebenswert“ verkaufen. Hier kosten die Eier etwas mehr, dafür können aber auch die männlichen Küken mitaufgezogen werden. Allerdings nur, bis diese ca. 20 Wochen alt sind. Danach werden auch diese geschlachtet und als Landgockel bzw. bereits in Stücke geteilt, verkauft. Auch Hühner und Gockel können bis zu 20 Jahre alt werden.

Gerade die Tatsache, dass sowohl Milchkühe, als auch eierlegende Hühner - nach nur einem Viertel ihres Lebens - geschlachtet werden, ich also aktiv durch den Verzehr von Milch und Eiern für das Sterben von Tieren verantwortlich bin, hat mich den Schritt vom Vegetarier hin zum reinen Veganer machen lassen. Denn wenn ich als Vegetarier sage „Kein Tier soll für mich sterben“ war es für mich die einzig logische Konsequenz auch auf Milchprodukte und Eier zu verzichten.

Neben den Tieren leidet auch die Umwelt durch den Fleischkonsum. Rund 50% des Weltweit angebauten Getreides und 90% des Sojaanbaus werden als Futtermittel für die Tiere verwendet. Riesige Flächen an Land werden ausschließlich für die Tierproduktion angebaut, braucht man doch für 1 kg Fleisch ca. 8 kg Getreide. Die Zahlen variieren hier übrigens, je nachdem um welche Art Fleisch es sich handelt. Für Rindfleisch findet man teilweise Zahlen von bis zu 16kg Getreide pro 1 kg Fleisch. Der Regenwald muss für die Sojaproduktion, sowie für Weideland weichen. Ab und an bekomme ich zu hören, dass der Regenwald nur für Veganer abgeholzt wird. Dabei muss ich doch immer etwas schmunzeln. Auf der einen Seite wird uns immer wieder gerne aufgezeigt, was wir doch für eine Minderheit sind. Für diese Minderheit (in Deutschland gibt es übrigens momentan rund 6 Millionen Vegetarier und 600.000 Veganer) wird sich aber extra die Mühe gemacht, den Regenwald abzuholzen um Soja anzubauen? Nicht falsch verstehen, beim Kauf von Sojaprodukten muss man auf jeden Fall darauf achten wo es her kommt. Es können sich tatsächlich die ein oder anderen Produkte aus genau solchem Soja in die Regale des Supermarkts schmuggeln. Allerdings wird Soja mittlerweile auch hier in Deutschland angebaut und viele Produkte enthalten auch nur dieses. Auch hier gilt: Die Nachfrage bestimmt das Angebot! ;-)
70% des gesamten landwirtschaftlich genutzten Landes und 30% der Erdoberfläche werden für die Viehzucht benötigt.
Der Wasserverbrauch für ein Stück Fleisch ist extrem hoch. Für  1 kg Fleisch benötigt man rund 20-40 Tonnen Wasser.
Auch Käse schlägt mit ca. 5000 Liter kräftig zu und liegt damit noch vor Schweinefleisch (4.800 Liter). Eier verbrauchen 3.300 Liter und 1 kg Sojabohne liegt bei knapp 1.800 Liter Wasser.
Es gibt auch CO2 Bilanzen für Veganer, Vegetarier und Alles-Esser pro Kopf pro Jahr. Dabei verbrauchen Alles-Esser 566 kg CO2, Vegetarier 289 kg CO2 und Veganer 75 kg CO2 pro Jahr. Ich denke nicht, dass man die Zahlen jetzt ganz genau nehmen kann. Ich finde allerdings, dass das nicht wichtig ist. Man sieht das ungefähre Verhältnis und die Grundaussage bleibt auch mit einem niedrigeren (oder höherem?) Wert die gleiche.


Die Futtermenge, die für die weltweite Fleischproduktion benötigt wird, entspricht dem Kalorienbedarf von 8,7 Mrd. Menschen. Zur Zeit leiden ca. 1 Mrd. Menschen Hunger.

Hinzu kommt die Anmaßung der Nahrungsmittelindustrie dem Konsumenten - ohne dass es irgendwie gekennzeichnet wäre - allen möglichen Mist unterzuschieben: Gammelfleischskandale, Klebfleisch (künstlich zusammengesetzte Fleischreste, die z.B. wieder als Steak oder Schnitzel verkauft werden), Analogkäse, Schimmelpilze und unkontrollierte Mengen von Antibiotika im Tierfutter, genmanipulierte Futtermittel, Vorderschinken (Wortneuschöpfung für Fleisch aus dem Vorderbein, weil "echter" Schinken teurer ist), Tiere als Zutaten von Kartoffelchips, Sägemehl im Fruchtjoghurt, mancher Wein sowie viele Fruchtsäfte werden mit Gelatine oder Fischblase geschönt bzw. geklärt (und sind damit weder vegetarisch noch vegan), Pferdefleisch in Lasagne, Betrug mit Bioeier, uvm.
Die bestehende Intransparenz ist zwar von Industrie und Politik gewollt, aber für mich nicht akzeptabel. Diese Erkenntnis war für mich der Auslöser, zu einer vegetarischen Ernährung zu wechseln. Nachfrage bestimmt das Angebot.

Es gibt noch viele weitere Gründe, die für eine vegane Lebensweise sprechen. Wichtig ist, dass jeder für sich entscheidet, was ihm gut tut und was er verantworten möchte. Genauso, wie ich von meinen Mitmenschen akzeptiert werden möchte, akzeptiere ich Menschen, die sagen sie möchten auf ihr Stück Fleisch nicht verzichten. Und dabei mein ich wirklich „möchten“, denn „nicht können“ gibt es nicht. ;-) 

Ich gebe zu, dass es am Anfang etwas schwierig ist. In vieles muss man sich erst einlesen und ganz am Anfang stellt sich einem die Frage „Was isst man denn dann überhaupt noch?“. Der normale Durchschnitts-Essensplan dreht sich rund um das Thema Fleisch und Milchprodukte. Auch ist man es gewohnt, sich überhaupt keine Gedanken um die Ernährung machen zu müssen. Man kann ja alles Essen. Aber im Endeffekt fallen nur ca. 7 Komponenten aus dem Speiseplan: Fleisch, Fisch, Milch, Käse, Sahne, Joghurt, Honig. Der Rest bleibt bestehen. Dafür kommen aber unglaublich viele neue Leckereien dazu. Man experimentiert rum, probiert neue Sachen aus. Mein Speiseplan hat sich erheblich erweitert und ich liebe es, neues auszuprobieren. Und jedes mal wenn es schmeckt, bin ich ganz begeistert, dass niemand dafür leiden musste.
Jeder Deutsche isst im Schnitt ca. 1094 Tiere in seinem Leben.
Von heute auf morgen alles umzustellen und komplett Veganer zu werden, verlangt glaub ich niemand. Ein bisschen mehr Bewusstsein, für die Tiere, die hinter dem billigen Schnitzel stecken, und alles was mit dem Konsum von tierischen Produkten zusammenhängt,  sowie die ein oder andere vegane Mahlzeit wären schon ein riesen Schritt. Es gibt in immer mehr Städten die Aktion des Veggie-Donnerstags. Das soll ein Tag in der Woche sein, an dem keine tierischen Produkte auf den Tisch kommen. Allein durch diesen einen Tag können unzählige Tiere am Leben bleiben.

Für mich habe ich entschieden, dass für einen Fleisch-/Milch-/etc.  Genuss von 5 Minuten kein Tier leiden oder sterben soll. Ich bin nicht perfekt. Ich bin nicht moralisch überlegener als Alles-Esser. Ich will nur meine Fußabdrücke, die ich in diesem Leben, auf diesem Planeten hinterlasse, so klein wie möglich halten und den Stummen meine Stimme leihen. 

Go Vegan!  <3

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